Die Mansfelder Schlotten - Höhlen im Gipskarst
„Im Hangenden des Kupferschiefers kommen im Mansfeldischen und an dem Harze sehr mächtige Ablagerungen von körnigem bis dichtem Gyps vor, der von bedeutenden Schlotten und Höhlen durchzogen wird, was wiederum Einstürzungen derselben, Erdfälle im Gefolge hat. Unter jenen üben namentlich die in der Nähe von Wimmelburg leicht zugänglichen Schlottenzüge auf alle Bewohner der Umgegend einen mächtigen Reiz aus. Und in der That muss dieses Labyrinth von glocken- und domartigen Höhlen, welche durch engere Schluchten verbunden, den schneeweissen oder zierlich geaderten oder gefleckten Gyps durchziehen, die höchste Bewunderung erregen.“
Hanns Bruno Geinitz (Dyas, 1862)
Spätestens seit dem 16. Jahrhundert verwendete der bergamtliche Sprachgebrauch im damaligen Kursachsen, im Thüringischen und im Braunschweigischen (also im Erzgebirge, im Thüringer Wald sowie im Harz und seinem Vorland) das Wort Schlotte (Plur. Schlotten, Frnhd. slutte, Plur. slutten) zur Bezeichnung von natürlichen unterirdischen Hohlräumen, die beim Bergbau angetroffen worden sind. Im 19. Jahrhundert wurde in der Geologie vorwiegend von "Kalkschlotten" gesprochen, und erst um 1926 ist die Bezeichnung "Mansfelder Schlotten" eingeführt worden. Das war notwendig, weil man in der Geologie damals auch noch andere Naturphänomene als Schlotten bezeichnete (z.B. Karrenbildungen im Gips).
Das Wort Höhle hingegen, das im heutigen Sprachgebrauch als Synonym für Schlotte zu gelten hätte, wurde damals in einem ganz anderen begrifflichen Sinne verwendet. Es war der Bezeichnung von Fuhrwerken mit einem „genormtem“ Laderaum vorbehalten, in denen das Erz nur durch eigens vereidigte Höhl[en]knechte von den Schächten zu den Hütten transportiert werden durfte. Dieser Begriff ist erst außer Gebrauch gekommen, als Erze auf Schienenwegen durch Maschinenkraft transportiert werden konnten.
Literatur
Brust, M. K.; Elste, A.; Graf, J. & Wäsche, T. (2016): Die Mansfelder Schlotten. Ein einzigartiges Phänomen des Bergbaus auf Kupferschiefer. – Tagungsband 19. Internationaler Bergbau- und Montanhistorik-Workshop Mansfeld-Südharz S. 108-126, 21 Abb.; Clausthal-Zellerfeld (Grubenarchäologische Gesellschaft).