Die Pölsfelder Schlotten

Unter dem Begriff der Pölsfelder Schlotten werden insgesamt vier Schlotten zusammengefasst, drei kleine und eine große, die von Natur aus wohl nicht direkt durch offene Gänge miteinander verbunden sind. Von Westen nach Osten gesehen handelt es sich um die „Schlotte am Lichtloch X", die „Schlotte am Lichtloch XI" und die „Schlotte am Lichtloch XIII" (des Pölsfelder Stollens) als den drei kleinen sowie um die Brandschächter Schlotte als der großen. Sie liegen alle südlich der Ortslage von Pölsfeld, etwa zwischen der Brandschächter Sohlenfahrt und dem Pölsfelder Stollen im Kupferberger Revier. Die Brandschächter Schlotte ist durch drei Schächte angefahren worden: das Lichtloch XII des Pölsfelder Stollens, den Schacht E des Reviers und den namensgebenden Brandschacht. Die eigentliche, große  Brandschächter Schlotte besitzt eine Ausdehnung von ca. 300 m in Ost-West-Richtung und ca. 100 m in Nord-Süd-Richtung. Sie ist sicher bereits im 16. Jahr- hundert bekannt gewesen, war dann aber wohl in Vergessenheit geraten. Beim Teufen des Schachtes E ist sie im Jahr 1813 bei 33 Lachter Teufe wieder entdeckt worden (Freiesleben 1815), war aber vermutlich nur über kurze Zeit befahrbar. Die Aktenlage deutet ferner darauf hin, dass mit dem Abteufen des Barbaraschachtes (1922) bis zu dessen Einstellung (um oder nach 1926) nochmals ein Zugang zur Brandschächter Schlotte bestand. In der Literatur finden sich dazu gar keine Nachrichten, und auch die Recherche in den einschlägigen Akten erbrachte dazu vorläufig leider keine weiteren Hinweise. 


Seigerriss durch die Pölsfelder Kupferschiefer-Reviere. Nach Jankowski (1983, Abb.2).



Historische Forschungen

Der Bergmann Uwe Kästner aus Wettelrode bei Sangerhausen war etwa von 1965 an maßgeblich an Feldforschungen zum Altbergbau im Kupferschiefer beteiligt. Ihm gelang u.a. 1968 die Wiederentdeckung der Elisabethschächter Schlotte, und er leitete bis zu seinem Ruhestand 1991 das Bergbaumuseum in Wettelrode: Dann widmete er sich verstärkt der Auswertung archivalischer Quellen. In diesem Zusammenhang gelang ihm im Sächsischen Staatsarchiv Dresden ein spektakulärer Aktenfund, die Brandschächter Schlotte betreffend. Hier eine kurze Zusammenfassung dazu (Kästner 1998):

 

Der Oberbergmeister Christoph Werner aus Freiberg verfasste am 16. Februar 1583 einen Bericht zur Untersuchung von tödlichen Unfällen in einem Schacht (dem später so genannten Brandschacht) auf der Pölsfelder Schlotte. In dem populär gehaltenen Text transliteriert Vf. den Bericht von Werner wie folgt: „Wie ich dann vor etzlichen jahren in dieß orthe eingefahren, und mit Meine Augen gesehen, daß große weithen darinnen, wo ein ziemlich haußlein darin Raum hat, welliches man schlotten nehnet.“ Es hatte vermutlich eine Schlagwetterexplosion gegeben, der insgesamt fünf Bergleute zum Opfer gefallen waren. Werner hatte nach den Ursachen zu forschen und sah sich genötigt der Ansicht entgegen zu treten, ein Drache habe den Schacht in Brand gesetzt. Zitat: „Ist sich woll darüber zu wundtern, das sie in einem Schacht, do man kein holz noch […] feuer gebrauchet, so jemmerlich sollen umb kommen. Undt wollen die leut zu Sangerhaußen derer ich neben anderen ihr bedenken gehört dafür halten, als wenn solcher Schacht von dem Trachen angezündt wordten. […] Ich aber vormeine Person kann es nicht glauben, Dieweil die schecht an dem Ort im Kallig gebürg gesunken. Der kallig und schiefer flez ein heßgretig Mettal ist, die ihr feuer undter der erdten ann sich hat.“

 

Die Bedeutung der Forschungen von Uwe Kästner liegt vor allem darin, dass er die bislang älteste bekannte Beschreibung einer Schlotte ausfindig gemacht hat (Schlotten als Wort und Begriff sind schon früher nachweisbar). Darüber hinaus zeigt sich anhand der schriftlichen Quelle, wie tief verwurzelt abergläubische Vorstellungen von in Höhlen hausenden Drachen noch Ende des 16. Jahrhunderts bei den Bergleuten waren. 

Literatur

 

Freiesleben, J. C. (1815): Geognostischer Beitrag zur Kenntnis des Kupferschiefergebirges mit besonderer Hinsicht auf einen Theil der Grafschaft Mannsfeld und Thüringen [etc. etc.]. Vierter Theil. – XII+459 S., 2 Taf.; Freiberg (Craz & Gerlach).

 

Jankowski, G. (1983): Zur Geschichte der Pölsfelder Kupferschieferreviere. – Mitteilungen des Karstmuseums Heimkehle 6/7, S. 2-10, 4 Abb.; Uftrungen (Karstmuseum Heimkehle).

 

Kästner, U. (1998): Der Drachen von Pölsfeld. – Beiträge zur Heimatforschung [= Veröffentlichungen des Spengler-Museums Sangerhausen] 11, S. 5-7; Sangerhausen (Spengler-Museum).

 

Völker, R. (1983): Die Brandschächter Schlotte bei Pölsfeld. – Mitteilungen des Karstmuseums Heimkehle 6/7, S. 21-32, 8 Abb.; Uftrungen (Karstmuseum Heimkehle).