Die Helbraer Schlotten

Die Helbraer Schlotten (auch Ahlsdorfer oder Alsdorfer Schlotten genannt) bestehen aus drei nacheinander beim Bergbau entdeckten Teilbereichen, die zusammen einen Schlottenzug (ein großes Höhlensystem) bilden. Es handelt sich um die Schlotten am Schacht A, die Schlotten bei Schacht E und die Schlotten bei Schacht Ottiliae (in der zeitlichen Reihenfolge ihrer Entdeckung) im Revier XVII des Mansfelder Bergbaus. Aufgefunden wurden sie schon im 16. Jahrhundert mit dem südlichen Flügel des Faulenseeer Stollens (mündliche Mitteilung Thomas Wäsche, Lutherstadt Eisleben), spätestens 1570/71. Als besonders bemerkenswert, ja geradezu sensationell ist anzusehen, dass die Helbraer Schlotten von da an über vier Jahrhunderte zugänglich gewesen sind und zu den wohl ältesten bekannten Höhlen des Harzes überhaupt zählen. Sie waren bis zur Verwahrung des Schachtes O in Hergisdorf und des Schmidschachtes in Helbra im Jahr 2006 noch befahrbar und liegen – anders als die Wimmelburger Schlotten – komplett trocken. Soweit das heute anhand von Grubenrissen, verschriftlichten Zeugnissen und mündlichen Mitteilungen erkennbar ist, sind die Helbrarer Schlotten beinahe ebenso groß wie die Wimmelburger Schlotten. In der Literatur verliert sich das aus einem ganz einfachen Grund: Die Schlotten bei Schacht E und die Schlotten bei Schacht Ottiliae wurden nicht als zusammenhängend erkannt, und die Schlotten bei Schacht A als zuerst entdeckter Bereich waren in Vergessensheit geraten.

 

Inschriften aus den Jahren 1973 und 1979 nahe des Zugang zu den Schlotten am Schacht E.

Insgesamt gesehen sind die Helbraer Schlotten hinsichtlich ihrer Größe (Ganglänge ca. 2.500 m, Fläche ca. 21.000 m²) mit den Wimmelburger Schlotten vergleichbar (ca. 2.800 m / ca. 24.000 m²). Der Ausschnitt aus dem Übersichtsriss von 1875 (siehe nachstehende Abbildung) zeigt aber nicht die tatsächliche Situation, denn es fehlt die Verbindung zwischen den Teilen der Schlotte bei Schacht E und denen bei Schacht Ottiliae. Die Strecke war schon 1823 beim Ausritzen bekannt und wurde dann im Zusammenhang mit der Auffahrung des Froschmühlenstollens zwischen LL 75 und LL 76 nur noch erweitert, um in die Schlotte mehr an Versatz einbringen zu können. In das Reich der Legenden zu verweisen ist auch die Behauptung, alle Teile der Helbraer Schlotten seien komplett mit Bergen versetzt worden. In Wirklichkeit trifft das nur für einige Bereiche direkt bei Schacht Ottiliae (= LL 75 FmSt) sowie um Schacht E zu. Insgesamt gesehen wurden in den Helbraer Schlotten aber weit weniger Berge versetzt, als das in Wimmelburger Schlotten der Fall war.

 

Ausschnitt aus dem Übersichtsriss des Kuxberger Reviers von Markscheider A. Liebenam (1875). Reproduktion mit freundlicher Genehmigung des LAGB Halle. Alle Rechte vorbehalten!

Hinweis: Die Angaben zur Gesamtganglänge und Grundfläche der Helbraer Schlotten nach Kempe & Helbing (2000) wurden 2016 neu berechnet. Dabei wurden sowohl historische Grubenrisse, als auch zeitgenössische Befahrungsberichte aus den einschlägigen Archiven sowie mündliche Überlieferungen einbezogen.

 

Zusammenfassend lässt sich nach dem vorläufigen Stand der Forschung sagen, dass die Helbraer Schlotten den Wimmelburger Schlotten der Größe nach ebenbürtig sind. Sie stehen damit bei der Gesamtganglänge jetzt auf Platz zwei und hinsichtlich der Grundfläche auf Platz drei der Liste der größten Gipshöhlen in Deutschland. Sie sind aber neuerlich nicht wissenschaftlich untersucht bzw. montanhistorisch dokumentiert worden.

 

Außerdem wurden sie weit früher entdeckt, als das in der Literatur angegeben ist. Sie wurden bereits im 16. Jahrhundert bei der Auffahrung des Faulenseeer Stollens in der Nähe des Schachtes A angefahren und zur Wasserlösung genutzt. Ferner ist davon auszugehen, dass sie insgesamt nicht von der Flutung der Grubenreviere der Mansfelder Mulde betroffen waren. Sie liegen (im Vergleich zu den Wimmelburger Schlotten) etwas höher. 

 

 

Literatur

 

Albrecht, A. (1823): Beschreibung über das Abteufen und Ausritzen der Schlotte im Schacht E No. XVII Alsdörfer Reviers. [Manuskript, Original z.Z. nicht auffindbar]

 

Kempe, S. & Helbing, A. (2000): Die Größe Deutscher Gipshöhlen. – Die Höhle 51, 1: S. 13-18; Wien.

 

Liebenam, A. (1875): Gruben-Riss vom Kuxberger Revier Sect. I. – Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, Halle. [Rissarchiv, Signatur: 4435 1-3 R41]

 

Wäsche, T. (2016): Trinkwasser für Eisleben. Die Geschichte der Wasserversorgung aus Brunnen, Stollen, Quellfassungen und Anlagen des Mansfelder Kupferschieferbergbaus. – Kulturhistorische Beiträge Eisleben und Mansfelder Land 3, 282 S., 291 Abb.; Lutherstadt Eisleben (Stadtwerke Lutherstad Eisleben & Mansfelder Geschichts- und Heimatverein).