Die Elisabethschächter Schlotte

Um 1750 wurden große Anstrengungen unternommen, den Revieren des Lein- und Mohrunger Kupferschiefer-Bergbaus eine Wasserlösung zu verschaffen. Die nördlich, zum Ausgehenden hin gelegenen Teile des Flözes waren bereits abgebaut worden. Mit dem Fallen der Schichten nun in tiefere Bereiche vorzudringen erforderte zwangsläufig, die zusitzenden Wässer entweder zu heben oder günstigenfalls in Schlotten abzuleiten. Die Anlage eines Stollens als dritte Möglichkeit wäre zu kostspielig gewesen. Die Entscheidung der Gewerken lief darauf hinaus, einen Schacht in einem Erdfall abzuteufen, um gezielt eine Schlotte anzufahren und zur Wasserlösung zu nutzen. Diese Handhabung entsprach den praktischen Erfahrungen und hatte vordem in vielen anderen Revieren zum Erfolg geführt.

 

Die Bergleute nutzten dabei die natürliche unterirdische Entwässerung des Karstes. Nach einigen Versuchen gelang es schließlich 1755 vom Kalkschacht aus, querschlägig eine Schlotte anzufahren und das Grubenwasser dahin abzuleiten. Befahrbar und in ihrer gesamten Ausdehnung bekannt war diese, später nach dem nahen Elisabethschacht benannte Schlotte damals allerdings noch nicht.

 

Vom Conradschacht aus musste die Kalkschlottensohle 1835 erst wieder aufgewältigt werden, um in die Schlotte zu gelangen. Mit dem Gonnaer Stollen war sie zwischen 1823 und 1825 unterfahren worden, und bei der Befahrung zeigte sich, dass das Wasser in der Schlotte etwa 10 m über dessen Sohle stand. Durch Bohrungen musste deshalb zunächst entwässert und durch Überbrechen von knapp 6 m Höhe ein direkter Zugang hergestellt werden. Über diesen Blindschacht wurden in späteren Jahren dann beträchtliche Teile der Schlotte mit Abraum versetzt. Im Dezember 1837 wurde zusätzlich noch ein ca. 10 m langer Querschlag aufgefahren, um an tieferer Stelle in die Schlotte zu gelangen. Er dient heute der Fahrung.  

Riss der Elisabethschächter Schlotte, von Gustav Otto Erdmenger 1847 als Bergschülerarbeit angefertigt. Die markscheiderische Aufnahme geht auf Christoph Brathuhn 1839 zurück. 

Erst im Zusammenhang mit der Auffahrung des westlichen Flügels des Segen-Gottes-Stollens und dem fortschreitenden Abbau dürfte die Schlotte (frühestens nach 1861) allmählich trocken gefallen und in ihrer heute bekannten Ausdehnung zugänglich gewesen sein. Zahlreiche Inschriften in der Schlotte selbst sowie ein Artikel in der Sangerhäuser Zeitung vom 11. August 1876 über die Befahrung durch den örtlichen Naturwissenschaftlichen Verein weisen darauf hin, dass von 1837 an ein gewisses Interesse bestand, die Schlotte als Naturphänomen zu besichtigen. Als dann 1880 der Carolusschacht zu Bruch ging gab es aber keine Möglichkeit mehr, auf kurzem Wege zur Elisabethschächter Schlotte zu gelangen, und sie geriet in Vergessenheit.

 

Im Jahr 1968 gelang zwei Sangerhäuser Bergleuten unter recht abenteuerlichen Umständen dann wieder eine Befahrung, dem Steiger Uwe Kästner und seinem Kameraden Gerhard Franke. Sie waren vom Röhrigschacht aus über den Segen-Gottes-Stollen zum Carolusschächter Flächen gelangt und dieses hinauf zum Gonnaer Stollen gefahren, um auf dem heute üblichen Weg die Schlotte zu erreichen. Im Jahr 1979 fanden dann umfangreiche Forschungen in der Schlotte (Leitung: Reinhard Völker, Karstmuseum Uftrungen) sowie im Altbergbau statt (Leitung: Uwe Kästner, Bergbaumuseum Wettelrode). Besonders die dabei entstandenen Fotos von Klaus-Jürgen Fritz (Halle) und Reinhard Arndt (Halle) erregten damals Aufsehen, handelte es sich doch um die ersten Bilder aus der Schlotte und den umgebenden Bergbaurevieren überhaupt. Das Fernsehen der DDR produzierte 1982 den Film „Lachter, Hunte, Wasserbalancen – Expedition in verlassenen Stollen und Höhlen“, der die Elisabethschächter Schlotte in der Öffentlichkeit bekannt machte. 

Dem Steiger Uwe Kästner (links) gelang 1968 mit seinem Kameraden Gerhard Franke die Wiederentdeckung der Elisabethschächter Schlotte. Aufnahme Michael K. Brust am 9. September 2009. 

Von der Elisabethschächter Schlotte geht in ästhetischer Hinsicht ein ganz besonderer Reiz aus. Selbst verwöhnte Gemüter zeigen sich von den Eindrücken einer Befahrung überwältigt. Die kuppelförmigen Räume, von schlohweißen Alabasterknollen geziert, finden sich so kaum noch anderswo. Die Elisabethschächter Schlotte gehört trotz ihrer vergleichsweise geringen Ausmaße ganz sicher zu den schönsten Gipshöhlen der Welt. Sie kann heute im Rahmen einer etwa achtstündigen Befahrung vom Röhrigschacht in Wettelrode aus befahren werden (für diesbezügliche Anfragen bitte das Kontaktformular nutzen).

Besucher im südlichen Teil der Elisabethschächter Schlotte. Aufnahme Dieter Weiß am 29. Mai 2010. 

Literatur

 

Völker, R. & Völker, C. (1982): Die Elisabethschächter Schlotte. – Mitteilungen des Karstmuseums Heimkehle 2, 1-24, zahlr. Abb.; Uftrungen (Karstmuseum Heimkehle).

 

Völker, C. (1983): Die historischen Vorgänge bei der Entdeckung der Elisabethschächter Schlotte. – Fundgrube 19, 2: S. 45-50; Berlin (Kulturbund).

 

Völker, R. & Völker, C. (1985): Auf dem Weg in die Elisabethschächter Schlotte. – Mitteilungen des Karstmuseums Heimkehle 11, 1-40, zahlr. Abb.; Uftrungen (Karstmuseum Heimkehle).

 

Ziegler, T. (2002): Alabasterknollen und Marienglas. Verborgene Schätze im Röhrigschacht. – 66 S., 47 Abb.; Sondershausen (Selbstverlag).

 

Ziegler, T. (2010): Der Carolus Schacht. (= Geschichte des Sangerhäuser Berg- und Hüttenwerkes von den Anfängen bis zur Neuzeit, Heft 12) – 99 S., zahlr. Abb.; Sondershausen (Selbstverlag).