Die Segen-Gottes-Schlotte

Die Segen-Gottes-Schlotte (auch Marienglasschlotte, historisch: Schlotte auf dem Seegen-Gottes-Stolln) gehört zu den wenigen im Jüngeren Gips (Zechstein 2) bekannten Schlotten. Sie liegt zwischen dem 10. und dem 11. Lichtloch des gleichnamigen Stollens und wurde am 26. Oktober 1854 erstmalig befahren. Der Entdeckung ging eine Reihe von Ereignissen voraus, die durch zeitgenössische Berichte von Bergleuten umfassend dokumentiert worden sind (Ziegler 2002).

 

Bei Vortrieb des Stollens vom 10. Lichtloch aus wurden Ende Februar 1854 Sickerwässer erschrotet, woraufhin weisungsgemäß vorgebohrt wurde. Aus dem Bohrloch schoss ein starker Wasserstrahl, und die Arbeit musste vorläufig eingestellt werden. Erst Anfang März konnten drei weitere Bohrlöcher angesetzt werden. Der Wasserzufluss war so stark, dass das bereits vorsorglich gehobene Tragwerk überflutet wurde und die Arbeit erneut eingestellt werden musste. Erst ab dem 11. Oktober 1854 konnte mit drei Bohrlöchern weiter vorgebohrt werden. In das oberste davon, direkt unter der Firste, zogen die Wetter stark ein. Hingegen strömte aus den beiden unteren zunächst noch weiter Wasser. Am 16. Oktober schlug die Richtung des Wetterstromes plötzlich um. Dem Bohrloch entströmten nun schlechte, übel riechende Wetter, worauf die Bergleute das Ort verlassen mussten. Erst eine Woche später konnte dann weitergearbeitet und dabei der Zugang zur Schlotte freigelegt werden. 

Abzeichnung des Risses der Segen-Gottes-Schlotte von Gustav Nauwerck aus dem Jahr 1860 (Stolberg 1943).

Der Stollen wurde unter der Schlotte in gedachter Richtung weiter vorgetrieben und in Mauerung gesetzt. Etwa 600 m von Lichtloch 10 entfernt wurde am östlichen Stoß des Stollens ein Blindschacht von 12 m Höhe und 1 x 1 m Querschnitt in die Schlotte aufgefahren, um mittels eines Haspels die beim Stollenvortrieb anfallende „Fördermasse“ in die Schlotten zu verbringen. Dabei sind in den der Entdeckung unmittelbar folgenden Wochen und Monaten große Teile der Schlotte wieder versetzt (mit Abraum verfüllt) worden, bis dann im September 1855 der Stollen durchschlägig war. Anhand vorliegender Grubenrisse kann im Vergleich mit der heutigen Situation davon ausgegangen werden, dass damals etwa ein Viertel bis ein Drittel der Schlotte versetzt worden ist.

 

Die Segen-Gottes-Schlotte kann heute im Rahmen einer ganztägigen Exkursion vom Röhrigschacht in Wettelrode aus befahren werden (für diesbezügliche Anfragen bitte das Kontaktformular nutzen). Grundsätzlich war die Segen-Gottes-Schlotte von 1855 an immer zugänglich, da der Stollen ununterbrochen für die Wasserlösung des Bergbaus genutzt wurde. Einschränkungen ergaben sich allerdings durch eine langfristige Nutzung zur Gewinnung von Trinkwasser. 

Marienglas in der Segen-Gottes-Schlotte. Aufnahme Michael K. Brust am 7. November 2009. 

Zu den bleibenden Erinnerungen der Teilnehmer einer Befahrung gehören ohne Zweifel die mannigfaltigen Bildungen von Marienglas, die sich in Teilen der Schlotte finden lassen. Diese teils wasserklaren, teils orangegelb gefärbten spätigen Gipskristalle kommen in den anderen bekannten Schlotten in einem solchen Umfang gar nicht vor. Die besondere Schönheit und seltene Eigenart dieser Schlotte gründet sich vornehmlich eben darauf. Auch über Deutschland hinaus sind Gipshöhlen mit Bildungen von Marienglas eher selten.

 

Schlotte auf dem Segen-Gottes-Stollen; Gustav-Nauwerck-Saal. Aufnahme Axel Rüthrich am 10. März 2018.

Literatur

 

Völker, R. & Völker, C. (1982): Die Segen Gottes Schlotte. – Mitteilungen des Karstmuseums Heimkehle 3, 1-15, zahlr. Abb.; Uftrungen (Karstmuseum Heimkehle).

 

Ziegler, T. (2002): Alabasterknollen und Marienglas. Verborgene Schätze im Röhrigschacht. – 66 S., 47 Abb.; Sangerhausen (Selbstverlag des Verfassers).

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