Zur Einführung

Das Mansfelder Land und der Südharz sind berühmt geworden durch über 800 Jahre währenden Bergbau auf Kupferschiefer. Nach dessen Einstellung 1969 in den Eisleber und 1989 in den Sängerhäuser Revieren zeugen neben vielfältigen kulturellen Hinterlassenschaften vor allem die zahleichen Abraum- und Schlackenhalden von einer Epoche, die strukturbestimmend und identitätsstiftend für eine ganze Region war.
 

Haldenlandschaft östlich von Hettstedt, Bildmitte links das Maschinendenkmal. Aufnahme Michael K. Brust am 21. Mai 2015.

Der historische, nahe der Oberfläche umgehende Bergbau hat aber auch, in der Zeit von etwa 1550 an bis gegen 1900, rund hundert größere Höhlen im Anhydrit über dem Kupferschiefer angetroffen. Sie wurden von den Bergleuten, als man sprachlich noch nicht zwischen Kalk und Gips unterschied, als „Mansfeldische Kalkschlotten“ bezeichnet. Diese Schlotten waren und sind spektakuläre, untertägige Elemente des Gipskarstes, standen aber nie im Zentrum des öffentlichen Interesses. Es handelt sich zwar um natürlich entstandene Höhlen, aber weil sie geogen eingangslos sind, wurden sie nur bei bergbaulichen Aktivitäten angetroffen und insofern als Teil des Bergbaus gesehen bzw. behandelt. Auf die Bedeutung der Schlotten hat zuerst der berühmte Johann Carl Freiesleben (1774 – 1846) hingewiesen, der sich schon 1809 nachdrücklich für ihre Bewahrung einsetzte.

Im speläologischen Sinne handelt es sich bei den Schlotten um tiefphreatische Höhlen im Gips bzw. Anhydrit des Zechsteins, die durch anthropogene Einflüsse trocken gefallen sind. Ursprünglich waren sie ganz oder auch nur teilweise mit Wasser gefüllt. Darin liegt ein wesentlicher Unterschied etwa zur Barbarossahöhle bei Rottleben, der Heimkehle bei Uftrungen und der Himmelreichhöhle bei Walkenried, die als flachphreatisch anzusehen sind, nach Lithologie und Genese den Schlotten sonst aber ähnlich sind.

Im internationalen Vergleich der Gipshöhlen gebührt den Schlotten ein besonderer Rang, weil ihnen eine ausgesprochen großräumige Entwicklung eigen ist, die sonst weltweit nur ganz vereinzelt vorkommt. Wegen ihrer seltenen Eigenart und besonderen Schönheit waren die Schlotten schon im 18. Jahrhundert unter Geologen berühmt, und sie gehören heute zu den Naturmonumenten von nationalem Rang.                               



Situationsriss der Schächte T und W in Wimmelburg mit den Schlotten; Friedrich Moritz Lindner, 1821. Original im Wissenschaftlichen Altbestand der TU Bergakademie Freiberg unter der Nr. 1813 ("Bergmännische Specimina“ ), mit freundlicher Erlaubnis.

 

Literatur

 

Bauer, S. & Elste, A. (2016): Karst und Bergbau im südöstlichen Harzvorland, Sachsen-Anhalt. – Tagungsband 19. Internationaler Bergbau- und Montanhistorik-Workshop Mansfeld-Südharz S. 95- 107, 2 Abb., 4 Tab.; Clausthal-Zellerfeld (Grubenarchäologische Gesellschaft).

 

Brust, M. K.; Elste, A.; Graf, J. & Wäsche, T. (2016): Die Mansfelder Schlotten. Ein einzigartiges Phänomen des Bergbaus auf Kupferschiefer. – Tagungsband 19. Internationaler Bergbau- und Montanhistorik-Workshop Mansfeld-Südharz S. 108-126, 21 Abb.; Clausthal-Zellerfeld (Grubenarchäologische Gesellschaft).

 

Kupetz, M. & Knolle, F. (2015): Die Mansfelder Schlotten. Verbreitung und Genese der größten Anhydrit-Schichtgrenzhöhlen. – Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften 166, 4: S. 327-339, 11 Abb.; Stuttgart (Schweitzerbart’sche Verlagsbuchhandlung).

 

Spilker, M. (2016): Der Zechsteinkarst und sein Einfluss auf den Mansfelder Kupferschieferbergbau. – Tagungsband 19. Internationaler Bergbau- und Montanhistorik-Workshop Mansfeld-Südharz S. 57-66, 18 Abb.; Clausthal-Zellerfeld (Grubenarchäologische Gesellschaft).